Die superiore Kapsel ist der obere Anteil der Schulterkapsel und zieht vom Glenoid (Schulterpfanne) zum Oberarmkopf. Biomechanische Studien konnten zeigen, dass sie eine wichtige Rolle bei die Oberarmkopfzentrierung im Schultergelenk spielt und so für eine koordinierten Bewegung verantwortlich ist.
Wenn es zu einem kompletten Riss der Rotatorenmanschette kommt und dieser nicht mehr genäht werden kann oder die Naht nicht heilt, kann das Schultergelenk instabil werden und ein Heben des Armes , vor allem seitlich nach oben, ist nicht mehr koordiniert möglich.
Es hat sich gezeigt, dass die alleinige Rekonstruktion der oberen Schulterkapsel (superior capsule) wieder zu stabilen Verhältnissen inklusive Wiedererlangen der schmerzfreien Beweglichkeit führen kann.
Die Indikation für eine superiore Kapselrekonstruktion sind der massive nicht mehr reparierbare Rotatorenmanschettendefekt mit intakter oder reparabler Subscapularissehne nach fehlgeschlagener konservativer Therapieversuche. Eine fixierte superiore glenohumerale Instabilität muss ausgeschlossen werden.
Die Operation kann arthroskopisch und auch tagesklinisch durchgeführt werden. Zuerst werden alle noch reparablen Sehnenanteile genäht und mit Ankern fixiert. Danach wird die superiore Kapsel wiederhergestellt. Dies wird im Originalverfahren mit einem langen Sehnenstreifen, der aus der Hüftregion entnommen werden muss durchgeführt. Aufgrund des größeren Risikos einer zweiten Operationsstelle und einer dadurch großen Wundfläche, wird heutzutage ein sogenanntes Allograft verwendet. Dabei handelt es sich um eine sterile menschliche Haut eines Organspenders mit dem Vorteil, dass beim Patienten kein weiteres Operationsfeld eröffnet werden muss. Das Transplantat wird dann an der Schulterpfanne und am Oberarmkopf fixiert und stellt so die Biomechanik des Schultergelenks wieder her.
Patienten können nach einer Rehabilitation von ca.3-6 Monaten mit ihrem vorher oft schmerzhaften und nicht mehr zu bewegenden Arm wieder schmerzfrei Alltagsaktivitäten nachgehen.
Das Risiko des Eingriffs ist äußerst gering, da es sich um eine arthroskopische Operation mit geringem Weichteiltrauma handelt und das Allograft steril ist. Am wichtigsten ist, dass es sich um einen gelenkerhaltenden anatomischen rekonstruktiven Eingriff handelt, der in weitere Folge alle Möglichkeiten zulässt, sollte eine weitere Operation notwendig werden.