Patellaluxation

Patellaluxation ist eine Verletzung am Kniegelenk. Umgangssprachlich „springt dabei die Kniescheibe raus“. Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus Patella (für Kniescheibe) und Luxation (für Verrenkung). Nachdem die Kniescheibe ihre Führung an der Gleitrinne am Oberschenkelknochen verlassen hat, begibt sie sich meist spontan wieder in ihre Ursprungsstellung zurück (Reposition). Selten verbleibt sie in ihrer Verrenkungsstellung außen (lateral) am Kniegelenk und muss dann manuell durch einen Arzt wieder reponiert, also in Ihre korrekte Stellung gebracht werden. Häufigste Ursache für eine Patellaluxation ist eine angeborene Fehlausbildung der Kniescheibe und des Gleitlagers (Dysplasie der Trochlea femoris). Hierbei ist der Gibel der Kniescheibe zu flach ausgebildet und sie kann so leichter aus Ihrer Gleitrinne springen. In zweiter Linie sind eine Fehlstellung des Kniegelenkes (Genu valgum, „X-Beine“), eine hochstehende Kniescheibe (Patella alta) oder ein lateraler Ansatz der Kniescheibensehne am Schienbein ursächlich.

Dadurch gleitet die Kniescheibe tendenziell nicht zentral zwischen den Femurkondylen (die distalen Gelenkfortsätze des Oberschenkelknochens), sondern zu weit außen (lateral). Bei zunehmender Beugung kann es zu einer Verrenkung kommen. Begünstigend wirken Drehbewegungen im Kniegelenk beispielsweise beim Sport, wodurch der Ansatzpunkt der Kniescheibensehne nach außen verlagert wird und damit die Zugrichtung der Sehne verändert wird.

Durch ein ausreichend starkes Trauma, wie zum Beispiel einen seitlichen Schlag gegen die Kniescheibe, kann die Patella auch ohne ungünstige anatomische Veranlagung luxieren. Man spricht hier von einer rein traumatischen Luxation.

Liegt eben jedoch eine anatomische Ursache für eine Kniescheibenluxation vor, so dass diese auch durch leichtere Krafteinwirkung oder wie beschrieben ungünstige Drehbewegungen wiederholt herausspringt, so spricht man von einer habituellen Luxation.

In jedem Fall muss – falls dies nicht von selbst geschehen ist – die Kniescheibe eingerenkt werden. In weiterer Folge muss die Ursache der Verrenkung festgestellt werden und anschließend eine passende Therapie durchgeführt werden. Oftmals kommt es bei Verrenkungen der Kniescheibe leider zu Begleitverletzungen am Knorpel auf der Kniescheibenunterseite.

Erste Hilfe bei der Patellaluxation

Am wichtigsten dabei ist: Lassen Sie die Finger von dem Versuch, die Kniescheibe selbst wieder einzurenken! Sollte Sie außerhalb der Führung bleiben, versuchen Sie ruhig zu bleiben. Das Knie sollte gekühlt werden (allerdings niemals Eiswürfel direkt auf die Haut!) und ruhiggestellt. So weit möglich sollte das Knie gar nicht mehr bewegt werden, also am besten einen Arzt oder den Krankenwagen rufen.  Zu enge Kleidung um das Knie sollten Sie entfernen, evtl. durch Aufschneiden.

Konservative Behandlung

Gegebenenfalls kann eine Punktion des Kniegelenkes – natürlich unter sterilen Bedingungen – notwendig sein. Dabei wird überschüssige Flüssigkeit, die sich angestaut hat mit Hilfe einer Hohlnadel abgeführt.

Meist und vor allem bei der ersten Luxation der Kniescheibe reicht ein manuelles Einrenken durch den Arzt. Danach wird das Knie für einige Wochen gestützt durch eine Orthese oder Gipshülse. Anschließend sollten Sie eine Physiotherapie anstreben zur Mobilisierung und Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur (Musculus vastus medialis, musculi quadricipitis).

Operative Behandlung der Patellaluxation

Bei entsprechend anatomischer Konstitution (Patelladysplasie) kann bereits nach der ersten Kniescheibenverrenkung die Indikation für eine operative Therapie gestellt werden. Da in diesem Fall in der Mehrzahl der Fälle mit einem Rezidiv (Rückfall) zu rechnen ist. Auch abgesprengte Knorpelteile können eine rasche Operation notwendig machen um den Knorpel eventuell wieder zu refixieren. Bei der sogenannten rezidivierenden Patellaluxation gibt es verschiedene operative Maßnahmen, die dazu führen sollen, dass die Patella nicht mehr luxieren und dabei den Knorpel schädigen kann.

Das Ziel der Operation ist eine Stabilisierung der Kniescheibe zentral zwischen den Femurkondylen in ihrem Gleitlager. Liegen keine entsprechenden anatomischen Gegebenheioten vor, die eine neuerliche Luxation sehr wahrscheinlich machen und erfolgte die Luxation vor allem traumatisch (z.B.: ein Schlag gegen das Knie beim Fussballspielen) kann versucht werden das zerrissene mediale Retinakulum (Halteband) an seiner Rissstelle zu vernähen. Meist findet sich die Rissstelle genau an der Kniescheibenkante. Selten kann das Retinakulum auch am Muskelansatz (Epicondylus) der medialen Oberschenkelrolle abgerissen sein.

Als erste Maßnahme der Operation wird eine Kniegelenks-Arthroskopie durchgeführt, um die Retinakulumläsion in ihrer Lokalisation zu zeigen. Außerdem, um die Intaktheit der Gelenkoberflächen von Patella und Femurkondylen zu beweisen oder einen möglichen Knorpelschaden in Ausmaß und Lokalisation zu bestätigen. Weiter müssen auch alle anderen Gelenkstrukturen (Menisken, Kreuzbänder) kontrolliert werden. Die Rekonstruktion des Retinakulums durch Naht kann arthroskopisch oder offen chirurgisch durchgeführt werden.

Bei besonderen anatomischen Voraussetzungen wie z. B. bei einer Lateralisierung der Ansatzsehne der Kniescheibe kann die Verlagerung des Ansatzpunktes (Tuberositas tibiae) mitsamt der Sehne nach medial erfolgen. Hierzu wurden eine Vielzahl an Operationsverfahren und -techniken beschrieben:

Bei vorgeschädigtem Retinakulumgewebe und vielfachen Luxationen muss die mediale Rekonstruktion durch eine Bandverstärkung ergänzt werden. Eine einfache Naht  reicht hier meist nicht aus.

Patellaluxation – medizinische Übersichtstabelle

UrsachenSymptomeBehandlung
Angeborene FehlausbildungenSchmerzkühlen und schonen
Fehlstellung (X-Beine)Schwellungnur vom Arzt einrenken lassen!!
Hochstehende KniescheibeKnieergusskonservativ:
- Punktion
- Orthese
- Physiotherapie
rein traumatischeingeschränkte Kniefunktionoperativ:
- Arthroskopie
- Retinakulumnaht
- OP nach Roux
- MPFL - Rekonstruktion
- Trochleaplastik
Instabilität