Da es sich beim Hauptgelenk der Schulter, dem Glenohumeralgelenk um ein Kugelgelenk handelt, sprechen viele auch vom “Schulter auskugeln”. Wer sich schon einmal die Schulter ausgerenkt hat, weiß um die Schmerzen dabei. Ein stechender Schmerz jagt durch die Schulter, oft auch gefolgt von einem starken, kribbelnden Ziehen und/oder Taubheitsgefühl im betroffenen Arm. Bei sogenannten Subluxationen (beinahe Verrenkungen) kann es sein, dass das Schultergelenk von selbst oder nach einer minimalen Bewegung wieder in die Pfanne zurückspringt. Bleibt sie draußen, leiden die Patienten unter starker bis fast gänzlicher Bewegungsunfähigkeit des Armes.
Die häufigsten Ursachen sind Sportverletzungen, aber auch eine angeborene Instabilität, z.B.: durch eine sehr flache Pfanne, ist möglich. Ebenso kann es durch einen Sturz oder einen Unfall zu einer Schulterluxation kommen. Nicht selten kommt es im Rahmen von schweren epileptischen Anfällen oder Stromunfällen zu Luxationen der Schulter.
Schon bei erstmaliger Schulterluxation kommt es fast immer zur oben erwähnten Bankart Läsion. Dies ist der Hauptgrund, weshalb sich oftmals eine chronische Instabilität entwickelt, die dazu führt, dass die Schulter bereits bei geringerer Krafteinwirkung oder sogar ohne Trauma erneut luxieren kann. Je aktiver und jünger die Patienten zum Zeitpunkt der erstmaligen Luxation sind, umso höher ist das Risiko einer weiteren Luxation. Das höchste Risiko einer neuerlichen Luxation scheinen männliche Kontaktsportler und Überkopfathleten zu haben.
Das Problem dabei ist, dass jede weitere Luxation zusätzlichen Schaden im gelenk verursacht und es vor allem zu Knochenverlusten am vorderen Pfannenrand kommt. Dies macht die Schulter immer zunehmend instabiler.
Für die Diagnose einer Schulterinstabilität werden normalerweise einige klinische Tests durchgeführt:
Anteriorer Translationstest, Relocation Test, Anterior Apprehension Test, oder Sulcus Zeichen. Auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) sollte durchgeführt werden. Bei einem sogenannten Arthro MRT wird ein Kontrastmittel verwendet. Das Mittel wird vor der MRT Untersuchung in das Schultergelenk gespritzt. Es dient dazu mögliche Schäden an knorpeligen oder sehnigen Anteilen des Gelenks, insbesondere am knorpeligen Pfannenrand, besser darstellen zu können. Oftmals reicht jedoch der natürliche Gelenkserguss nach einer Verrenkung schon aus um die Strukturen im MRT ausreichend gut darzustellen.
Zunächst gilt es bei einer Schulterluxation den Arm ruhig zu halten und wenn möglich zu kühlen. Außerdem sollten Sie einen Arzt aufsuchen bzw einen Notarzt rufen. Versuchen Sie auf keinen Fall den Arm selbstständig wieder einzurenken, die Gefahr zusätzlicher Verletzungen ist zu groß. Ein Arzt sollte zunächst eine Fraktur ausschließen können. Aufgrund zunehmender Muskelspannung kann es für eine erfolgreiche Reposition (Einrenken) nötig sein eine Kurznarkose zu verabreichen.
Bei wiederholten Verrenkungen oder “beinahe Verrenkungen“ (Subluxationen), die auf eine gesteigerte Überdehnbarkeit und Elastizität der Kapsel zurückzuführen sind, ist oft von einem operativen Eingriff abzusehen, da es in diesem Fall mit großer Wahrscheinlichkeit trotz Operation zu einer neuerlichen Luxation kommt. Hier ist eine intensive Physiotherapie meist die Methode der Wahl.
Die erfolgversprechendste Therapie bei einer Instabilität des Schultergelenks ist die Operation. Im Rahmen einer Schulterarthroskopie kann der knorpelige Pfannenrand refixiert und die überdehnte Gelenkskapsel mittels Nahtankern wieder gestrafft werden.
Durch eine von mir selbst neu entwickelte OP-Methode namens “Labral Bridge” Technik soll durch eine gleichmäßigere Verteilung des Anpressdrucks und eine anatomische Rekonstruktion die biologische Einheilung des Gewebes verbessert werden. Im Labor konnten wir mit dieser Technik vor allem einen höheren knorpeligen Pfannenrand sowie eine deutlich bessere Abdeckung des Knochenareals erzielen als mit herkömmlichen Methoden.
Dies könnte in Zukunft zu niedrigeren Reluxationsraten nach operativer Stabilisierung führen.
Größere knöcherne Defekte, die meist, wie oben beschrieben, durch oftmalige Verrenkungen entstanden sind müssen möglicherweise auch mit Knochen wieder aufgefüllt werden. Durch ein kleines Stück des Beckenkamms kann zum Beispiel der vordere Pfannenrand der Schulter wiederaufgebaut werden. Diese Technik nennt sich J-Span Methode und kommt sogar ohne die Verwendung von fixierenden Schrauben aus, was die möglichen Komplikationen deutlich reduziert. Bei uns kann diese Technik sogar arthroskopisch, also ohne große Hautschnitte durchgeführt werden, was nur in wenigen Zentren weltweit möglich ist.
Einen Sonderfall stellen wiederholte Verrenkungen oder “beinahe Verrenkungen“ (Subluxationen), die auf eine angebohrene gesteigerte Überdehnbarkeit und Elastizität der Kapsel zurückzuführen sind, dar. Oft ist dann von einem operativen Eingriff abzusehen, da es in diesem Fall mit großer Wahrscheinlichkeit trotz Operation zu einer neuerlichen Luxation kommt. Hier ist eine intensive Physiotherapie meist die Methode der Wahl.
Ursachen | Symptome | Behandlung |
---|---|---|
Sportverletzung | starker, stechender Schmerz | ruhig halten, kühlen, Arzt / Notarzt aufsuchen |
angeborene Instabilität | Taubheitsgefühl Kribbeln | Reposition durch einen Arzt |
Unfall / Sturz | Bewegungsunfähigkeit im Arm | bei chronischen "Subluxationen" -> Physiotherapie |
bei Instabilität des Gelenks: Labral-Bridge Methode von Roman C. Ostermann |