Die Rotatorenmanschette – der Muskelmantel der Schulter

Als Rotatorenmanschette wird jene Muskelgruppe bezeichnet, welche sich zwischen dem Schulterblatt (Scapula) und dem Oberarmkopf (Caput humeri) erstreckt und wie eine Muskelhaube den Großteil des Oberarmkopfes umschließt. Eine intakte Rotatorenmanschette gewährleistet durch das funktionelle Zusammenspiel der einzelnen Muskeln die Hebung bzw. das Abspreizen sowie das Ein- und Auswärtsdrehen des Armes. Weiters trägt die Rotatorenmanschette zur Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkspfanne (Glenoid) und somit zur Stabilität des Schultergelenks bei.

Rotatorenmanschettenruptur – ein Riss im Mantel

Eine Schädigung der Rotatorenmanschette bzw. ihrer Sehnen kann traumatische und nicht-traumatische Ursachen haben. Im Rahmen eines Sturzes auf die Schulter oder den Arm können neben knöchernen Verletzungen auch Schädigungen der Rotatorenmanschette in Form von Teil- oder Totaleinrissen einer oder zweier Sehnen bis hin zu Massenrupturen von mehr als zwei Sehnen entstehen. Massenrupturen entstehen insbesondere bei älteren Patienten mit degenerativer Vorschädigung und werden häufig nach Schulterverrenkungen und Oberarmkopffrakturen diagnostiziert.

Mögliche Ursachen einer Ruptur

Nichttraumatische Schädigungen sind hauptsächlich die Folge chronisch degenerativer Gewebsveränderungen im Rahmen des Alterungsprozesses, wobei sich die pathologischen Veränderungen in Form von Teil- oder Totaleinrissen äußern können. Nicht alle Risse der Rotatorenmanschette führen jedoch auch zwangsläufig zu einer Bewegungseinschränkung bzw. Schmerzen im Schultergelenk.

Neben dem natürlichen Alterungsprozess begünstigen vor allem Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises einen Verschleiß der Sehnenkappe. Auch das sogenannte „subacromiale Impingement“ – eine Enge zwischen Oberarmkopf und Schulterdach (Acromion) – unterstützt diesen Verschleiß, der wiederum das Entstehen einer Rotatorenmanschettenläsion begünstigen kann

Was sind die Symptome?

Nicht alle Risse der Rotatorenmanschette führen auch zwangsläufig zu einer Bewegungseinschränkung bzw. Schmerzen im Schultergelenk. Kommt es dennoch so weit, äußert sich das in Form eines stechenden Schmerzes. Dieser Schmerz kann weit auf den Oberarm ausstrahlen und die Nachtruhe massiv stören. Ein Heben des Armes kann beträchtlich eingeschränkt werden, bis hin zu stark verminderter Kraft. Die Bewegungsfreiheit und in weiterer Folge die Lebensqualität werden dadurch stark beschnitten.

Behandlung einer Rotatorenmanschettenruptur

Die Therapie der Rotatorenmanschettenruptur ist abhängig vom Grad der Läsion, der Rissform und ?lokalisation sowie von Begleitverletzungen. Nicht zuletzt werden auch der allgemeine Gesundheitszustand sowie die täglichen bzw. sportlichen Anforderungen jedes einzelnen Patienten in die Therapieentscheidung miteinbezogen.

Eine konservative Therapie beinhaltet vor allem eine adäquate Schmerztherapie und physikalische Therapiemaßnahmen im Akutstadium. Essentiell sind ein intensiver  Muskelaufbau mit Stabilisationstraining des Schulterblattes in Form einer Physiotherapie.

Führt diese konservative Therapie nicht in einigen Wochen (8-12 Wochen) zu einer deutlichen Beschwerdebesserung und Schmerzlinderung, so sollte eine operative Versorgung angedacht werden. Grund hierfür ist die Tendenz von Rotatorenmanschettenrupturen an Größe zuzunehmen, was einen vollständigen Verschluss des Risses deutlich erschwert bis unmöglich machen kann.

Eine Operation der Rotatorenmanschettenruptur kann arthroskopisch (schlüssellochchirurgisch) versorgt werden. Die Arthroskopie (Knopfloch- bzw. Schlüssellochoperation) als minimal-invasives Verfahren ist die bevorzugte Operationstechnik. Je nach Rissform wird die betroffene Sehne geglättet, genäht bzw. an ihrem Ansatzpunkt am Oberarmknochen mir Hilfe von sogenannten Nahtankern fixiert.

Viele Teileinrisse der Rotatorenmanschette lassen sich konservativ behandeln und ein operatives Vorgehen muss entweder gar nicht oder im Falle von anhaltenden Beschwerden erst sekundär in Erwägung gezogen werden.

Anders dagegen sind Totalrupturen zu behandeln. Wird die Ruptur frühzeitig entdeckt und ist es durch den Funktionsausfall noch nicht zu einer deutlichen Retraktion (Zurückziehen) der Sehne oder einer Atrophie (Gewebeschwund) im Bereich der zugehörigen Muskeln gekommen, so ist meist eine Naht die Therapie der Wahl. Hier spielt also mitunter der Zeitpunkt der Diagnose eine entscheidende Rolle. Ist eine Naht aufgrund der Retraktion bzw. Atrophie nicht mehr zielführend, so besteht in speziellen Situationen die Möglichkeit von Muskeltranspositionen (Umleiten von Muskeln), um eine Schmerzreduktion und eventuell eine bessere Funktion zu erzielen.

Ist die Rotatorenmanschette nicht mehr zu rekonstruieren so kann eventuell die Rekonstruktion der oberen Gelenkskapsel (Superior Capsular Reconstruction) die Beweglichkeit des Armes wiederherstellen.

In fortgeschrittenen Fällen kann eine besondere Form der Schulterprothese (Inverse Prothese) wieder Schmerzfreiheit und eine zufriedenstellende Beweglichkeit ermöglichen.

Nachbehandlung mit Physiotherapie

Einer operativen Versorgung der Rotatorenmanschette ist eine Nachbehandlung mit intensiver Krankengymnastik anzuschließen, welche oftmals zwischen 3 – 6 Monate in Anspruch nimmt.

Die Dauer der Nachbehandlung nach einer operativen Rekonstruktion einer Rotatorenmanschettenläsion ist in erster Linie abhängig von der durchgeführten Operationsart. Im Falle einer Sehnenglättung ist nach nur kurzer Ruhigstellung meist bis zur Wundheilung, frühzeitig eine Krankengymnastik möglich. Die Genesung ist im Weiteren vom Therapiefortschritt abhängig.